Wohlfühlen im Alltag als HSP


Im heutigen Beitrag möchte ich dir ein paar Tipps zum Thema Wohlfühlen im Alltag als HSP an die Hand geben. Es geht um Struktur, Planung und Routinen und wie du diese am besten für dich nutzen kannst. Also fangen wir einfach mal von vorne an…


Unser Leben ist geprägt von unseren alltäglichen Abläufen und Emotionen und das macht einfach etwas mit uns. Ein Beispiel: Vielleicht kennst du das. Du stehst morgens auf, alles ist gut und dann stößt du dir den Zeh an der Kommode ab. Der Rest des Tages geht irgendwie komplett den Bach runter. Und das ist jetzt nicht mal so eine Situation, die nur für hochsensible Personen gilt, sondern ich denke, das kennt jeder. Für HSP sind aber die darauffolgenden Eindrücke und Emotionen wesentlich stärker ausgeprägt. Und dieses eine Missgeschick kann dir noch viel mehr als nur den Tag vermiesen. Deswegen habe ich festgestellt, dass eine gute Einstimmung auf den Tag für einen HSP enorm wichtig ist.

Also mach dir nach dem Aufwachen als erstes klar: Wie startest du heute in den Tag?


Was hast du vor? Wie willst du dich heute fühlen? Was willst du erreichen? Da sind wir auch schon beim Thema Struktur. Nutzt du einen Kalender oder hast du einen Tagesplan? Vielleicht schreibst du dir schon die wichtigsten Termine auf. Aber bereite dich doch auch durch einen Blick am Vortag, also bereits am Vorabend, vielleicht gedanklich darauf vor. Welche Termine hast du? Was willst du vorbereiten? Was willst du anziehen? Das war früher tatsächlich meine größte Herausforderung. Und weil ich nie den für mich passenden Kalender gefunden habe, habe ich selbst einen Kalender in Buchform entwickelt. Damit konnte ich üben und mich fokussieren. Vielleicht ist das ja auch was für dich?! Wenn du dich also fokussierst und auf den Tag vorbereit ist, also auch gefühlsmäßig, dann startest du entspannter. Dann fühlt sich alles irgendwie leichter.


Weiter geht es mit den To Do Listen.

Bei mir heißen sie immer Tadaa Listen, weil immer wenn ich was abhaken kann, kann ich sagen Tadaa, geschafft. Der Vorteil von To Do Listen ist Du vergisst einfach nichts.
Ich habe irgendwie immer eine Liste dabei, inzwischen mit meinem Mobiltelefon, wo ich Ereignisse oder Erinnerungen eintrage. Das heißt, wenn mir gerade spontan etwas einfällt und ich mir selber sage: Ja, da denke ich dran, wird eh nix. Vielleicht kennst du das ja auch. Also trage ich das direkt ein. Ich vergesse nichts mehr. Wenn ich die Liste überblicke, kann ich selber wieder Prioritäten setzen. Ich verschiebe oftmals auch Dinge. Und am Ende des Tages übertrage ich diese Liste auf den nächsten Tag. Und der größte Vorteil daran Du siehst, was du geschafft hast. Du erinnerst dich. Tadaa! Ich empfinde es als sehr befreiend, die Liste abzuhaken und mich darüber zu freuen, was ich schon geschafft habe. 

Machen wir weiter mit Ritualen.

Wiederkehrende Abläufe sind für hochsensible Menschen sehr wichtig. Vielleicht hast du schon ein bestimmtes Morgenritual. Vielleicht hast du dir aber auch noch gar nicht Gedanken darüber gemacht. Aber genauso wie Morgen oder Abendrituale sind Pausen auch wichtig. Dass du zum Beispiel Mittagspause auf der Arbeit, vielleicht kannst du auch mal ein Power NAP machen.
Schau, dass du dir Zeit für dich alleine nimmst. Nutze den Rückzug, um wieder bei dir ankommen zu können.

Dann sind wir nämlich schon bei Ruhephasen und Selbstfürsorge am Arbeitsplatz.

Ich finde es extrem wichtig, dass mein Arbeitsplatz so gestaltet ist, wie ich mich wohlfühle. Ich habe so Phasen des Chaos und dann habe ich aber auch wieder Phasen der extremen Ordnung. Da muss alles übersichtlich sein. Am Ende des Tages ist der Tisch immer aufgeräumt, aber zwischendurch brauche ich halt dieses kreative Chaos. Vielleicht kannst du dir schöne Bilder holen oder bestimmte Pflanzen.

Bist du eher der aufgeräumte und strukturierte Typ oder brauchst du auch das Chaos? Mach dir darüber Gedanken.

Wir waren eben schon bei den Pausen. Also bewusste Mittagspause. Genieß wirklich leckeres Essen. Entweder bereitest du dir selber zu Hause etwas zu oder du gehst vielleicht auch mit Kollegen oder alleine, je nachdem, wie du das gestalten möchtest, dann zum Mittagstisch. Wichtig ist, dass du wirklich abschaltest und dir mal bewusst machst, dass du runter kommst.


Vielleicht kannst du auch rausgehen und ein paar Bewegungseinheiten integrieren. Wenn du nicht rausgehen kannst, dann vielleicht am Arbeitsplatz gewisse Übungen machen. Ganz wichtig: Sei achtsam mit Dir.

Sich selbst in eine gute Stimmung bringen.

Sorgt auch dafür, dass du dich besser fühlst. Also vielleicht kannst du auch, wenn du deinen Tagesplan dann so im Kopf hast, eine Vorfreude empfinden oder Pläne schmieden für den Abend und dazu deine Vorstellungskraft nutzen. Hochsensible haben oft eine tolle Fantasie. Sie können sich Dinge bildlich ausmalen. Das hat Vor- und Nachteile. Aber wenn es um die schönen Dinge geht, kannst du dir zum Beispiel vorstellen, wie der Abend mit den Freunden ist, wie du zusammen mit ihnen kochst. Oder vielleicht gehst du auch ins Kino oder kannst ganz in Ruhe auf deiner Yogamatte sitzen, was auch immer.

Wichtig bei der Achtsamkeit mit dir selbst sind aber auch zum Beispiel Dinge, dass du bewusst Abgrenzung schaffst. Ein Nein zu anderen ist immer auch ein Ja zu dir selbst. Dabei brauchst du dich auch nicht rechtfertigen.
Es bedarf keiner weiteren Begründung, wenn du das jetzt nicht möchtest. Achte gut auf deine Grenzen und lerne deine Bedürfnisse zu kommunizieren.

Ich habe das ganz oft gehabt früher, dass ich dachte, wenn ich mit anderen interagiere.

Ich muss es ihnen recht machen. Ich bin auch so ein Harmoniemensch. Also ich möchte dann auch allen gefallen. Ich habe nicht darauf geachtet, was ich wollte, sondern ich habe immer geguckt, dass es den anderen gut geht. Irgendwann ging es mir dann selber nicht mehr gut und das ist eine große Herausforderung.

Dann verstehen dich die anderen noch schlechter, können nicht nachvollziehen, warum du dir vielleicht so viele Gedanken machst. Wir Hochsensiblen denken dann darüber nach, wie jemand anders auf uns reagiert oder vielleicht auch nicht reagiert oder nicht bestimmte Dinge nachfragt, was dir gerade wichtig ist, was dir gerade im Kopf rumgeht. Und deswegen ist es so extrem wichtig, dass du dir klar bist: Welche Bedürfnisse hast du und was wünschst du dir dann von deinem Gegenüber? Welche Erwartungen hast du vielleicht auch an bestimmte Situationen? Formuliere deine Bedürfnisse ganz klar und trau dich, das auch zu äußern.

Wie kannst du jetzt den Übergang gestalten, zum Beispiel morgens von zu Hause zur Arbeit oder von der Arbeit wieder zurück in den Feierabend?

Ich finde es immer gut, wenn man den Weg nutzt. Also als ich früher zur Arbeit gefahren bin, habe ich zum Beispiel mich mit passender Musik eingestimmt. Und gerade bei HSP sind diese Musikstücke oft mit Erinnerungen und Emotionen verbunden.

Das heißt, achte darauf, dass du die richtigen Musikstücke hörst und die dich in die passende Emotion bringen. Ich habe dann gesungen. Ich konnte auf dem Rückweg von der Arbeit vielleicht mit meiner Runde Heavy Metal einfach alles abschütteln.

Vielleicht ist aber auch ein Spaziergang für dich gut? Da kannst Du bewusst tief durchatmen, deine Schritte zählen, einfach zur Ruhe kommen. Du kannst deine Gedanken ordnen.

Das gilt sowohl beim Autofahren als auch beim Spazierengehen. Stichwort ist hier für hochsensible Persönlichkeiten Deep Processing, also das tiefe Nacharbeiten von Situationen oder gesprochenen Worten. Mach dir alles bewusst und räum auf. Also geh die Dinge durch und hake sie für dich ab.


Gerade bei Hochsensiblen ist es so, dass sie Dinge oft noch zig mal durchdenken. Sie versuchen in einer peinlichen Situation zu überlegen: Wie hätte ich anders reagieren können?

Übe das wirklich abzulegen und abzuhaken und dir zu verzeihen. Oder zu sagen: Mensch, morgen ist ein neuer Tag, ich gehe da neu ran.

Wenn es wirklich Herausforderungen gibt, dann sprich die Person oder die Situation einfach noch mal an. Ja, da gehört Mut zu. Aber je häufiger du das tust, je besser dich andere auch verstehen, die mit dir interagieren oder zusammenarbeiten, desto einfacher wird es für alle.

Ein ganz toller Tipp vom meiner Yogalehrerin Glückskind Siegrid Gleinser ist: „Stell dir vor, du kommst nach einem harten Arbeitstag nach Hause. Du stehst vor der Tür, hast zwei schwere Taschen vom Einkaufen und jetzt geht die Tür zu und du stellst die Taschen ab und lässt einen lauten Seufzer ab.“ Probier das mal.

Am Anfang war mir das immer irgendwie unangenehm, gerade weil ich diese Geräusche von anderen nicht mochte. Und wir wissen ja, was wir bei anderen nicht mögen, ist meist unser eigener Kryptonit.

Also das, was an uns selber vielleicht noch nicht da ist, was wir noch nicht zulassen. Und seitdem ich das tue, geht es mir wirklich besser. Vielleicht hilft ja auch ein Klamottenwechsel oder ne Dusche, je nachdem. Das kannst du als Ritual gestalten. Auch ein gutes Essen und die Zubereitung des Essens, vielleicht sogar mit Freunden, dass du dich mit Menschen dich, die dir gut tun, wo du dich wohl fühlst.

Und zum Abschluss hirnfrei am Abend oder in den Abend.

Also auch Abendrituale sind wichtig. Natürlich die Standards wie Zähne putzen, umziehen, vielleicht noch ein bisschen aufräumen oder so was. Aber vielleicht möchtest du auch mal was Neues etablieren. Wir waren eben schon beim Deep Processing. Also dieses Gedanken immer wieder denken, nochmal nachspüren. Mir hat es sehr geholfen, ein Dankbarkeitstagebuch anzufangen.

Was ist das? Du machst dir am Abend bewusst, wofür du heute dankbar bist oder für wen. Vielleicht kannst du dich auch erinnern, was heute schön war, was dir besonders gut gefallen hat oder was dich überrascht hat? So drei, vier Dinge. Einfach aufschreiben. Am Abend hast du einfach noch mal eine andere Stimmung. Du bist positiver gestimmt, wenn Du das regelmäßig umsetzt.

Ich habe dazu auch eine kostenfreie Anleitung. Und vielleicht kannst du auch schon einen Blick in den Kalender werfen, die Kleidung für den nächsten Tag rauslegen. Dann ist es am nächsten Morgen nicht so stressig.

Meditation

Im Endeffekt ist dieses Dankbarkeitstagebuch auch eine Art von Meditation. Was auch immer du unter Meditation verstehst, ob du still in der Ecke sitzen willst, das Dankbarkeitstagebuch schreibst oder vielleicht einfach irgendwo ein Buch liest. Auch Fernsehen ist eine Art von Meditation. Wenn du deine Lieblingsserie schauen möchtest, um einfach mal runterzukommen.
Jeder so wie er mag und am Ende des Tages wünscht dir selbst eine gute und erholsame Nachtruhe.

Und damit stimmst du dich selber noch mal ein. Versuch mit einem Lächeln die Augen zu schließen und entspann dich. Das hilft ungemein.

Zusammenfassung

,Schaff dir eine eigene Struktur durch Planung, Todos und Rituale. Nutzt zum Beispiel bewusste Ruhephasen und achte auf deine Selbstfürsorge. Schau, was ist gerade jetzt in diesem Moment wichtig? Was brauchst du? Bleib achtsam mit dir selbst und hör einfach auf deinen Bauch. Wenn dir jemand nicht gut tut, dann ist es okay, wenn du nein sagst. Oder wenn du vielleicht mal eine Pause nicht mit dieser Person verbringen willst. Und das darfst du offenkundig sage. Mach dir den Wechsel zwischen Arbeit und Privatem bewusst. Gestalte die Übergänge so, dass sie für dich angenehm sind.


Fazit: Jeder Mensch hat andere Gewohnheiten und Vorlieben. Ich kann dir nur raten: Lern dich selbst als hochsensible Menschen durch achtsames Wahrnehmen richtig gut kennen.

Probiere einfach verschiedene Dinge aus und schau, was dir gut tut. Das muss nicht das sein, was ich jetzt aufgezählt habe. Vielleicht ist der eine oder andere Impuls dabei. Vielleicht hast du schon das eine oder andere, was dir wirklich hilft, was du dir aber noch nicht bewusst gemacht hast. Und wenn du Unterstützung brauchst, dann melde dich gerne bei mir.

Viel Spaß beim Endlich. Selbst. Werden.

Deine Nicole

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